ALPIN TESTER

@vernoomedia

Joel

Geburtsjahr: 1992

Stadt: Baden, Schweiz

Ziele: Wo immer es draussen in der Natur ein Abenteuer zu erleben gibt… Also so ziemlich überall!

Ausrüstung: Biopod Down Hybrid Ice Extreme

Meine Abenteuer haben meistens die Marke Eigenbau und zeichnen sich durch eine möglichst hohe Autarkie aus. Häufig werde ich mit tollen Erlebnissen, spektakulären Vistas und durch meine Kamera mit wunderschön eingefangenen Momenten belohnt. Auf der anderen Seite der Welt wie auch in den Bergen vor meiner Haustür.

Biopod Down Hybrid Ice Extreme

Der Biopod Down Hybrid Ice Extreme macht beim Schlafkomfort keine Kompromisse. Dass dieser ganz oben auf der Prioritätsliste steht, merkt man schon bei der Beschreibung: Daunen-Woll-Gemisch für ein angenehmeres Schlafklima, Heizelement an den Füssen und ein etwas weiterer Schnitt für mehr Bewegungsfreiheit. An den zahlreichen kleinen Details wird erkennbar, dass sehr viele Überlegungen in den Schlafsack mit eingeflossen sind. Hierbei erwähnenswert sind z.B. die Bänder mit Gumminoppen, welche an der Rückseite des Schlafsackes angebracht sind und ein Herumrutschen auf der Unterlage begrenzen.

Ein Schlafsack dient dazu, die vom Körper ausgestrahlte Wärme einzufangen und so die Umgebung um den Körper auf einer angenehmen Temperatur zu halten. Gerade im Winter haben kalte Füsse oft Mühe, die Luft um sie herum aufzuwärmen. Das integrierte Heizelement unterstützt diesen Prozess, indem es die Fussregion zusätzlich wärmt. Es ist dabei nicht als Dauerheizer für die Nacht gedacht, sondern kann ausgeschaltet werden, sobald der Schlafsack warm ist. Das spart natürlich auch Strom. Das Heizelement wärmt merkbar, wenn man die Füsse direkt draufhält. Dies war bei mir aber nicht immer der Fall, da die Schlafsäcke wie bereits erwähnt etwas grösser als normal sind. Ich habe die warmen Drähte also nicht wie Heizsocken stets gespürt. Das Heizelement hat eher die Umgebung um die Füsse erwärmt, was im Endeffekt jedoch das Gleiche bewirkte: Warme Füsse, angenehmes Schlafklima.

Die der Daune beigemengte Wolle reguliert nicht nur die Feuchtigkeit, sondern wirkt auch stark temperaturausgleichend. So konnte ich sowohl bei -20°C als auch bei 5°C komfortabel schlafen.

Gerade bei den Temperaturangaben von Schlafsäcken habe ich eine gehörige Portion Skepsis entwickelt und schlafe häufig mit Biwaksack, Wärme-inlet und allenfalls Kleidung. Der Down Hybrid Ice Extreme jedoch soll laut Erfahrungsberichten auch noch unter der für Männer («Limit») gedachten -15°C genug warm halten. Darum habe ich mich u.a. in Schwedisch Lappland am Polarkreis ohne Zelt oder andere Schichten direkt in den Schlafsack gelegt, auf mir nur noch die Unterhose und ein T-Shirt. Das Thermometer sank in der Nacht zwar auf -28°C, laut Meteodaten und Gesprächen mit Nachbarn am nächsten Tag lag die Temperatur wohl eher bei -15 bis -20 Grad. Gegen Morgen fühlte es sich zwar etwas kühl an, aber nicht genug, um den Pullover anzuziehen. Dabei sei noch erwähnt, dass ich aufgrund eines Missverständnisses mit Grüezi Bag davon ausging, der Schlafsack hätte keinen Wärmekragen, und habe den also gar nicht erst gesucht, geschweige denn enggezogen! Anmerkung: Es gibt einen Wärmekragen, der sich angenehm wie ein Pelzschal weich um den Hals schmiegt. Der Kordelzug lässt sich in einer kleinen Seitentasche verstauen, weswegen er mir zunächst gar nicht aufgefallen ist.

Ich drehe mich in der Nacht gerne vom Rücken auf die Seite und zurück. Normalerweise kommt durch die noch zusammengedrückte Seite Kälte in den Schlafsack, bis sie sich wieder aufgebauscht hat. Beim Down Hybrid Ice Extreme ist dies, wohl aufgrund der verschieden geformten Kammern, nicht der Fall. Das macht das Drehen einiges angenehmer.

Ein weiterer Vorteil der Wolle ist, dass die Aufbauschzeit des Schlafsackes sehr gering ist. Aus dem Packsack herausgezogen kann man ihm beim aufbauschen zusehen, er ist quasi direkt bezugsbereit. Das bringt mich aber gleich zum grössten (im wahrsten Sinne des Wortes) der wenigen Nachteile dieses Schlafsackes:
Mit einem Gewicht von ca. 1.5 kg ist er, wenn auch etwas schwerer als andere Modelle in dieser Temperaturklasse, völlig im Rahmen. Die wenig komprimierbare Wolle sorgt jedoch für ein m.E. nach gewaltiges Packmass! Mit dem mitgelieferten Kompressionsbeutel bekomme ich mit bis zum Reissen gespannten Riemen ca. ø28 x 29 cm hin, was einem Volumen von 18L entspricht, weit von den online angegebenen 12.5L entfernt (Grösse 190 W). Mit einem anderen Drybag habe ich zumindest 16L hinbekommen, aber viel mehr lässt sich der Schlafsack mit normaler Kraftanwendung wirklich nicht mehr komprimieren. Damit ist er für mich, der ich mein gesamtes Equipment inklusive Kocher, Essen, Kameramaterial und Drohne auf dem Rücken trage, doch ein gehöriger Platzfresser. Wenn man mit Auto unterwegs ist oder wie z.B. in Lappland sonst üblich sein Gepäck auf einem Schlitten hinter sich herzieht, dann ist dies natürlich kein Problem. Auf extremen und längeren Wintertouren unter -8 Grad werde ich zum Down Hybrid Ice Extreme greifen und mich auf den guten Schlaf freuen, ansonsten aber eher eine Kombination aus 2 kleineren Schlafsäcken, Inlet etc. benutzen, welche mich im Endeffekt weniger Platz kostet.

Was mich am Schlafsack gründlich stört – ich wollte das ursprünglich später unter «weitere Anmerkungen» aufführen – ist die Innentasche. Sie schliesst sich in der Mitte mit einem Klettverschluss. Kleinere Objekte wie Ohrenstöpsel oder Schlüssel fallen raus. Das Öffnen und insbesondere Schliessen des Klettverschlusses erweist sich in der Praxis auch nach einiger Übung als äusserst umständlich. Da sich die zwei Seiten des Klettverschlusses auch gerne mal umstülpen, muss man beide Hände benutzen und im besten Fall auch noch hinsehen können. Die Öffnung schaut der Seite entlang nach unten, wodurch Powerbank und Smartphone manchmal herausfallen, bevor man das Projekt «Klettverschluss schliessen» zum Abschluss bringen konnte. Dieser Kritikpunkt hat natürlich überhaupt nichts mit den eigentlich wichtigen Aspekten wie (Schlaf)qualität zu tun, und ich kann mir vorstellen, dass einige Lesende schmunzeln müssen… Aber diese Tasche nervt und ich wünsche mir den kleinen Zipper meines alten Schlafsacks zurück.

Fazit: Was schlafen und meinen Schlafplatz angeht, kann ich trotz der vielen Nächte draussen immer noch eine ziemliche Diva sein. Der Down Hybrid Ice Extreme hat mir die Augen geöffnet, was in Sachen Schlafkomfort alles möglich ist: «Wie zuhause im eigenen Bett» ist die Devise. In diesem Schlafsack schlafe ich einiges besser, als ich es von meinen Nächten unter freiem Himmel gewohnt bin. Würde er nicht gefühlt die Hälfte meines Rucksacks auffüllen, würde ich ihn wahrscheinlich standardmässig von Herbst bis Frühling auf alle meine Abenteuer mitnehmen.

WEITERE ANMERKUNGEN ZU KLEINEN DETAILS
Das Zugband für die Kapuze ist elastisch. Bei den entsprechenden Temperaturen mache ich die Öffnung ganz klein und ziehe ordentlich an der Kordel. Dabei habe ich manchmal Angst, dass dieses Zugband irgendwann mal reissen wird. Ein unelastisches und stärkeres Zugband, bei dem ich quasi direktes Feedback in der Grösse der Kapuzenöffung hätte, wäre mir lieber gewesen. Das Zugband drückt mir dann jeweils auch oben auf die Nase, da ich im Schlaf eher nach oben im Schlafsack rutsche. Da die Kordelklemme nahe am Schlafsack angemacht ist, muss ich diesen öffnen und mit der anderen Hand entweder die Kordel durchziehen oder manuell die Schlafsacköffnung erweitern. Etwas einfacher wäre es wahrscheinlich, wenn die Kordelklemme nicht am Schlafsack festgemacht ist und daher mit einer Handbewegung ans Ende der angezogenen Kordel gezogen werden kann.

Zum Heizelement: Finde ich toll, dass da kein Akku eingebaut ist, da ich (wie von Grüezi Bag angenommen) eh immer eine Powerbank dabeihabe. Wenn jedoch Powerbank und Smartphone in der gleichen oben bereits erwähnten Innentasche auf der linken Seite sind, dann gibt das dem Schlafsack etwas Zug nach links, was ich in der Zentrierung der Öffnung merke. Evt. wären da zwei Taschen auf beiden Seiten etwas gleichmässiger gewesen.

Das Heizelement selber ist gut versteckt. Neugierig wie ich war habe ich es natürlich gleich gesucht und herausgenommen. Nur um zu merken, dass es ziemlich umständlich ist, dieses wieder ordentlich in der dafür vorgesehenen Tasche zu verstauen. Ich werde das Heizelement wohl grundsätzlich mittragen und nur zum Waschen herausnehmen. Die gesparten 50g fallen bei einem Gesamtgewicht von 1.5 kg auch nicht wirklich ins Gewicht.

MEIN FAZIT

Ein Produkt, in das sehr viele Überlegungen mit eingeflossen sind und sich den Schlafkomfort zur ersten Priorität gesetzt hat.